Der Rotwein Wanderweg
auf la Palma



                                                       

Ja, es gibt den Rotweinwanderweg nicht nur an der Ahr, auch hier auf La Palma ist er wunderschön und man erlebt Weinberge bis auf 1500 m Höhe. An ganz wenigen Orten in der Welt und ganz sicher gar nicht auf dem europäischen Kontinent findet man Weinberge in solcher Höhe. Der Rundwanderung, den wir uns auserkoren haben, und der mich so sehr beeindruckt hat, dass ich darueber berichten möchte, liegt im Nordwesten der Insel beim Strassendorf Tinizara. Gleich hinter dem Dorf biegen wir von der Hauptstrasse rechts ab zum Refugio Tinizara mitten in den Weinbergen am Rande eines Kiefernwaldes, 1335 m hoch. Es ist kühl hier oben. Gut gerüstet mit Anorak, Wanderschuhen und -stöcken, Sonnenhut und 1 l Wasser beginnen wir das Abenteuer.

                         

Gleich links vom Steinhäuschen geht der Wanderweg LP 12.1 (gelb/weiss) in Richtung Muchacho ab.Es ist ein typischer Stichweg mit starker Steigung. Lichter Kiefernwald umfängt uns. Früher diente dieser Weg nicht nur dazu zur Cumbre aufzusteigen, sondern wurde auch benutzt, die Bergweiden zu erreichen sowie auf die Felder zu gelangen, die damals schon bis zu 1300 m hoch lagen und auf denen Weizen angebaut wurde. Heute reichen die Weinberge bis 1500 m hoch. Wir sehen sie links und rechts des Wanderweges, umsäumt von pinkfarbenen Zistrosen und gelb blühenden Drüsenginster (Codeso). In der ersten halben Stunde ist der Wanderweg betoniert, damit es die Weinbauern leichter haben zu ihren Feldern zu kommen und auch mit schwerer Fracht auf dem Rücken wieder zurück ins Dorf. Mich beeindrucken diese Weinberge sehr. Soweit das Auge reicht ziehen sie sich bis zu einer Höhe von 1500 m . Nur vereinzelt sieht man an den Rändern einzelne Bäume oder Büsche, wahrscheinlich Grenzzeichen. Wieviel mühevolle Arbeit steckt hier hinter allem. Erst die Rodung des Waldes an den Steilhängen; gefährlich und mühsam – der Baranco de la Banda fällt hier steil hinab in unendliche Tiefe, wie es scheint. Dann Pflanzen der vielen Rebstöcke und schliesslich die dauernde Pflege der Stöcke über das ganze Jahr. Kein Fitzelchen Unkraut ist zu sehen. Es gibt sehr alte Weinberge und viele neue, die zwischen 2003 und 2005 angelegt. wurden.

                                       



Auf 1500 m Höhe kreuzen wir einen Forstweg und gehen weiter bergan. Nach ein paar Minuten entfernt sich der Weg von den Weinbergen, um in einen Kiefernwald einzubiegen. Nach kurzer Zeit geht es steil bergauf über riesige Basaltblöcke, der Wald wird lichter. Auch hier leuchten pinkfarbene Zistrosen und der gelbe Hornklee.

Nach zwei Stunden erreichen wir auf 1875 fast die Baumgrenze und wenden uns nun nach links auf den Wanderweg 12, gelb-weiss, Richtung Muchacho. Der Weg verläuft jetzt auf einer Hochebene mit bizarr geformten Kiefern und bunten Pflanzen, die es nur auf den Kanaren gibt. Zistrosen tiefrosa, Tagasasten (Ziegenginster), gelber Hornklee, wilder Thymian und im Mai mit 2-4 m hohen Tajinasten (Natternkopf) in rosa, blau und weiss.. Es geht mit kleinen Abweichungen bergauf und bergab.


Bei 1946 Höhenmetern haben wir die höchste Stelle unserer Wanderung erreicht. Plötzlich stehen wir vor einem eingezäunten Areal. Eine Tür, die geöffnet werden kann, lädt uns ein das Alpinarium de Tigarafe zu bestaunen. All die vorher geschilderten Pflanzen sehen wir hier in grossen Mengen. Wunderschön. Wir durchqueren die Parzelle und gehen links auf einer breiten betonierten Feuerschneise in Richtung Puntagorda. Auf der rechten Seite begleitet uns das ganze Panorama des Muchachos, atemberaubend. Nach einigen Minuten biegt der LP 11 (gelb-weiss) rechts von der Feuerpiste ab und leitet uns auf schmalem Bergrücken durch einen lichten Kiefernwald bergab.

                          



Auf 1540 m Höhe überqueren wir den Forstweg, der von Briestas kommt. Weiter geht es noch auf schmalem Bergrücken und Kiefernwald hinab bis wir auf den LP 10 ,gelb-weiss, stossen. Nun sind wir wieder auf 1335 m Höhe wie zu Beginn unserer Wanderung . Wir wenden uns nach links, laufen durch wunderschöne wilde Wiesen mit rosa Gladiolen, lila Cerrarien, weissen Storchschnabelblumen und Mandelbäumen vorbei. Es ist einfach zum Ausflippen; letztendlich erreichen wir unser Refugio Tinizara wieder.

                            



Unser GPS zeigt, dass wir 3 Stunden und 10 Minuten in Bewegung waren und 9,9 km zurückgelegt haben. Meine Armbanduhr zeigt mir, dass wir 5 1/2 Stunden unterwegs waren und meine Knie ziepen und zeigen mir, wie alt ich bin. Wir haben schliesslich 600 Hoehenmeter ueberwunden. Müde aber glücklich, dass wir auf dieser wunderschönen Insel leben dürfen, lasse ich mich ins Auto fallen und Horst sagt“Heute abend habe ich mir ein grosses Bier verdient.“ – Genehmigt!